Auto stilllegen (Bezieht sich einen Leserbrief, veröffentlicht am 6./7. April in der StZ. Der Leserbrief bezog sich vor allem auf die Studie zum Autonomen Fahren im Öffentlichen Verkehr).
Der Leserbrief hat mich entsetzt; ich habe der STZ darauf die folgende Antwort geschrieben, die leider nicht veröffentlicht wurde.
Anschreiben: "Die Ignoranz und Kurzsichtigkeit, die aus solchen Briefen spricht,
finde ich unglaublich erschreckend - es wäre schön, wenn auch die
STZ in dieser Hinsicht deutlich mehr Aufklärungsarbeit leisten könnte.
Ihren
Kommentar zu den "hellwachen und streitbaren Schülern" möchte ich da
lobend hervorheben - ansonsten wird dieses wichtige Thema (fridays for future) aber allzu oft
auf die Frage nach Schulschwänzern reduziert, was der Idee in keiner
Weise gerecht wird.
Der Bericht über die große Schülerdemo war
sehr übersichtlich (ein großes Bild, wenig Text); die deutlich
kleineren Dieseldemos dagegen erhalten regelmäßig viel Platz in Ihrer
Zeitung. Die Autohersteller freut das sicherlich - endlich wird von
ihnen abgelenkt, die Menschen demonstrieren ja nicht vor ihrer Haustür,
wo der Protest eigentlich hingehört ..."
Der Ton ist gereizt. Ein Leser fordert in seinem Leserbrief alle Grünen zur Stilllegung ihrer Autos auf, was auf einen Schlag die Luft in Stuttgart verbessern würde.
Der Vorschlag scheint zunächst nachvollziehbar, zeigt aber deutlich, wie sehr die Diskussion doch auseinander geht.
Da gibt es die eine Seite, die versucht, etwas für das Klima zu tun und die es wagt, Forderungen zu stellen. Diese Seite ist sicher nicht komplett mit einem grünen Parteibuch ausgestattet.
Ich kenne viele Menschen, die auf sehr unterschiedliche Art versuchen, etwas für das Gesamtklima zu tun. Der Verzicht auf den Privat-PKW ist ein Bereich, ein anderer ist Ernährung, wieder ein anderer Müllvermeidung
und, damit einhergehend, der bewusste Verzicht auf überflüssigen Konsum. Wir haben also schon viele Menschen, auch und gerade hier in Stuttgart, die beispielhaft vorangehen!
Auf der anderen Seite finden sich die, die lieber nicht nachdenken wollen, was mit unserer Lebensweise einhergeht. Es könnte ja etwas weniger bequem werden, man müsste sich eingestehen,
nicht alles richtig gemacht zu haben, wenn man mal wirklich nachdenkt. Diese Menschen fühlen sich, so wie offensichtlich der Autor des Leserbriefes, gegängelt oder an einem wunden Punkt erwischt, den man lieber nicht
ins Auge fassen möchte.
Unsere Generation, das sage ich als jemand, der statistisch gesehen knappmehr als die Hälfte seines Lebens gelebt hat, ist verantwortlich dafür, dass wir unsere Erde mit gutem
Gewissen in die Hände der nächsten Generationen legen können. Generationen vor uns hatten diese Verantwortung auch. Lange nicht alle sind dieser Verantwortung nachgekommen, vieles ist schief gelaufen. Das ist
aber kein Freibrief für uns heute: Mit unseren Erfahrungen, Erkenntnissen und Werten haben wir Möglichkeiten, die die Generationen vor uns nicht besaßen. Wir zerstören wissentlich die Erde, die wir eigentlich
als Leihgabe der kommenden Generationen betrachten müssen. Keiner von uns hat da das Recht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. JEDE/R muss beginnen, etwas zu tun - auch das hat mit Generationengerechtigkeit zu tun. Vor
diesem Hintergrund gilt mein großer Respekt auch den Menschen im Rentenalter, die sich für viele lohnenswerte Ziele engagiert einsetzen und nicht in Bequemlichkeit verharren und davon ausgehen, dass „es“
für sie schon noch passen wird.